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Wer bei sich zuhause einen Nistkasten hängen hat, hat sich vielleicht auch schon mal gefragt, was sich da eigentlich genau abspielt im Inneren. Früher konnte man das anhand von zahlreichen Ein- und Ausflügen nur erahnen.

Heute gehen die Möglichkeiten moderner Technik sei Dank über die klassischen Konstruktionen wie Sichtklappe mit Plexiglasscheibe oder hochklappbarem Dach mit Spiegel weit hinaus, ohne dass der Beobachtungsvorgang mit einem Eingriff für die Tiere einhergeht.


Erster Besuch eines Nistkastens von einer Kohlmeise, dokumentiert durch automatische Videoaufzeichnung auf microSD-Karte bei Bewegungserkennung


So lässt sich nicht nur sporadisch, sondern während der gesamten Brut- und Belegungszeit jederzeit und theoretisch ununterbrochen nachsehen, ohne die Vögel dabei zu stören oder in ihrem natürlichen Verhalten zu beeinträchtigen.

Und nicht nur das – auch was zuvor passiert und wie sich das eigentliche Brutgeschehen überhaupt anbahnt, lässt sich heute dank Bewegungserkennung mit Benachrichtigung per App und mit automatischer Videoaufzeichnung auf SD-Karte leicht feststellen und dokumentieren. So kann man lückenlos nachsehen, welche Vogelart wann und wie oft den Nistkasten im Vorfeld begutachtet oder besucht hat.


Die Qual der Wahl ist inzwischen sehr groß


Der Markt bietet mittlerweile viele gute WLAN-Kameras. Einfache Einrichtung sowie der Zugriff bequem per App auf Live-Video und Kamera-Einstellungen von überall auf der Welt ohne zusätzlich erforderliche Maßnahmen und ohne besondere Kenntnisse können heute als selbstverständlich betrachtet werden. Inzwischen werden solche Kameras sogar in Discountern zu extrem günstigen Preisen angeboten.

Daher stellt sich umso mehr die Frage: Worauf genau sollte man überhaupt achten, wenn man eine Kamera für seinen Nistkasten sucht?


Was ist bei einer Nistkasten-Kamera anders, als bei einer Überwachungs­kamera?




Eine „Nistkasten-Kamera“ ist technisch gesehen ebenfalls eine gewöhnliche Überwachungskamera. Deshalb kann eine „Überwachungskamera“ natürlich auch für Nistkästen geeignet sein, wenn sie von der Größe hineinpasst – auch wenn auf der Verpackung nicht explizit „Nistkasten-Kamera“ steht.

Da die Kamera mit ungefährlicher Kleinspannung betrieben wird sowie vor Nässe und direkter Witterung geschützt im Innenraum von Nistkästen zum Einsatz kommt, müssen keine besonderen Anforderungen an Witterungsbeständigkeit oder Wasserdichtigkeit gestellt werden. Kalte Temperaturen machen den Kameras in aller Regel nichts aus. Es ist allerdings besser, wenn man die Kamera auch während des Winters durchlaufen lässt und sie nicht vom Netz trennt.


Dauerhafte Stromversorgung ist empfehlenswert


Vor einer hohen Stromrechnung braucht man sich deswegen nicht zu fürchten: Der Stromverbrauch der Kameras ist je nach Modell in der Regel sehr moderat. Die Leistungsaufnahme einer TP-Link Tapo C110 liegt beispielsweise bei nur rund 3 Watt. Das dürfte weniger sein, als so manches Gerät im Stand-By-Modus verbraucht.

Nur die Netzteile für die Kamera sind meist nicht für den Außenbereich geeignet und sollten nicht direkt an einer Außensteckdose angesteckt werden. Soll eine Außensteckdose zum Einsatz kommen, kann ein 230 V Verlängerungskabel für den Außenbereich verwendet und die Kupplung mit dem angesteckten Netzteil in einer wetterfesten Anschlussbox verstaut werden.


Wetterfeste Anschlussbox zum Verstauen der Kupplung eines 230 V Verlängerungskabels mit dem angesteckten Netzteil für die Kamera im Nistkasten


Alternativ steckt man das Netzteil im Innenbereich an und legt das Anschlusskabel beispielsweise durch einen Fenster- oder Türspalt. Am besten bestellt man die Kamera direkt beim Anbieter in der benötigten Anschlusslänge, um auf Nummer sicher zu gehen. Vor allem dann, wenn der Nistkasten weiter vom Haus entfernt ist, stellt dies die elegantere und sicherere Lösung dar, weil kein dickes 230 V Verlängerungskabel (durch den Garten) verlegt werden muss.


Kleinspannungs-Verlängerungkabel für Nistkasten-Kameras sind dünner und praktischer für den Außenbereich als 230 V Verlängerungen


Zu bedenken ist aber, dass verschiedene anderweitig gekaufte Kleinspannungs-Verlängerungen nicht passen oder funktionieren können. Dies trifft vor allem auf Kameras mit Micro-USB- oder USB-C-Anschluss zu. Muss das Kabel mehrere Meter lang sein, wird eine aktive USB-Verlängerung benötigt. Abhängig von Kameramodell, Netzteil und USB-Verlängerung kann es passieren, dass je nach Herstellern die Kamera und die Verlängerung nicht miteinander harmonieren und die Kamera nicht funktioniert.


Wie sieht es mit Stromversorgung per Powerbank oder Akku und Solarzellen aus?


Kann umständlich und abenteuerlich sein. Die Betriebsdauer bei den meisten Kameras ist selbst mit den größten Powerbanks mit 20.000 mAh oder noch mehr sehr begrenzt und geht selten weit über 2-3 Tage Dauerbetrieb hinaus. Man sollte dann am besten immer eine zweite geladene Powerbank zum Wechseln parat haben.

Zu bedenken ist auch, dass es bei jedem Wechsel durch die Unterbrechung der Stromversorgung im Zuge des Hochfahrens der Kamera im Nistkasten zu einem Geräusch kommen kann, das beim Umschalten zwischen Tag- und Nacht-Modus entsteht (dazu später mehr).

Inzwischen sieht man aufgrund des überbordenden Wettbewerbs immer häufiger auch solarbetriebene Kameras mit integriertem Akku. Solche Kameras und solarbetriebene Kamera-Nistkästen hatten wir in den Anfangsjahren einmal selbst angeboten. Allerdings gab es damit ständig Probleme und Unzufriedenheiten, weshalb wir Solar-Kameras bewusst nicht mehr anbieten.



Die Probleme waren immer die selben: Im Herbst und Winter waren längere Dauerbetriebsphasen eine Seltenheit. Oft war die Kamera dann wochenlang offline, außer, man hat manuell per Netzteil nachgeladen. Zwar waren im Frühjahr und Sommer die Dauerbetriebsphasen länger, doch ein zuverlässig vorhersagbarer Dauerbetrieb war quasi unmöglich. Denn auch im Frühjahr und Sommer ist nicht auszuschließen, dass es wochenlang bewölkt sein oder regnen kann.

Vielleicht sind solche Kameras inzwischen etwas besser geworden. Doch eine Tatsache wird sich niemals ändern: Während es im Frühjahr und Sommer oft noch genügend Licht gibt, ist die Helligkeit selbst bei strahlendem Sonnenschein im Herbst und Winter bedeutend niedriger als im Sommer und die Energieausbeute wird durch die kürzeren Tage zusätzlich begrenzt.

Doch auch im Sommer ist die Helligkeit und Energieausbeute schon bei mäßiger Bewölkung ungleich niedriger als bei Sonnenschein, was sehr trügerisch sein kann. Geschweige denn von den vielen grauen Herbst- oder verschneiten Wintertagen, an denen die Energieausbeute für den Betrieb mit (verschneiten) Solarzellen extrem gering ist und gegen Null geht.

Sofern es die Situation zulässt, würden wir stets eine feste, dauerhafte Stromversorgung empfehlen. Das ist nicht nur in vielen Fällen die günstigste Lösung. So ist auch die Überwachung und Dokumentierung der Ereignisse am zuverlässigsten. Auch in der Folgezeit – und das können durchaus viele Jahre sein – sollte es so am wenigsten Stress geben, weil keine Powerbanks getauscht, Akkus gewechselt oder nachgeladen werden müssen und Enttäuschungen wegen inaktiven Kameras aufgrund mangelndem Sonnenschein ausbleiben.

Schreiben Sie gerne in die Kommentare, welche Erfahrungen Sie mit verschiedenen Lösungen für die Stromversorgung gemacht haben.


3 Besonderheiten sind wichtig zu wissen


Neben dem Umstand, dass häufig ein längeres Anschlusskabel für die Kamera benötigt wird, gibt es noch einige spezifische Eigenheiten, die vor allem bei Kameras in kleineren Nistkästen, wie z.B. Meisenkästen, bedeutsam sind:

1. Der Fokus der Kamera ist nicht auf den Nahbereich eingestellt



Fokussierhilfe für den Nahbereich in Nistkästen


Objektive von Überwachungskameras sind in der Regel für universelle Anwendungszwecke fix auf Weitsicht („unendlich“) eingestellt und unbeweglich. Das bedeutet jedoch, dass Tiere oder Gegenstände mit den bei vielen Überwachungskameras gängigen Objektiven unscharf erscheinen, wenn sie weniger als ca. 35-40 cm vom Objektiv entfernt sind.

Selbst wenn die Kamera unmittelbar unter dem Dach verbaut wird, beträgt der Betrachtungsabstand bei gängigen Nistkästen jedoch nur etwa 20 cm. Zu wenig.


Kamera ohne angepassten Fokus: Während der Boden noch relativ scharf erscheint, nimmt die Bildschärfe nach einem Nestbau von mehreren Zentimetern Höhe deutlich ab


Werden keine allzu hohen Ansprüche an die Bildqualität gestellt, kann die Qualität aber dennoch völlig ausreichend sein, wenn es einfach nur darum geht, Aktivitäten im Nistkasten zu verfolgen und Vogel- oder Tierarten zu bestimmen.

Wird jedoch Wert auf hohe Bildschärfe mit feineren Details gelegt, kommt man um eine spezielle Kamera mit einstellbarem Fokus für den Nahbereich nicht herum.


Kamera mit angepasstem Fokus in Nistkästen


Und wenn man den Nistkasten einfach höher baut und der Abstand der Kamera zum Boden größer ist?


Höher gebauter Nistkasten


Dies erscheint zunächst als eine naheliegende Lösung, um eine Fokus-Anpassung zu umgehen. Jedoch wird hier im wahrsten Sinne des Wortes bei genauerem Hinsehen der Teufel mit dem Beelzebub ausgetrieben. Abgesehen von der Tatsache, dass der höher gebaute Nistkasten recht klobig daherkommt und mehr Material benötigt, ergibt sich jetzt ein neues Problem für das Kamerabild: Der zu betrachtende Bildausschnitt ist zwar jetzt scharf, dafür jedoch sehr klein.


Kamera in einem Nistkasten mit gängiger Höhe ohne angepassten Fokus: Boden und Beispieltext erscheinen wegen des zu geringen Abstands unscharf



Kamera in einem höher gebauten Nistkasten ohne angepassten Fokus: Boden und Beispieltext erscheinen mit größerem Abstand zwar scharf, jedoch sehr klein


Das Kamerabild besteht jetzt überwiegend aus Seitenwänden und wenig Szenerie. Und dadurch wird der zu betrachtende Bildausschnitt wiederum unscharf, weil die Bildschärfe jetzt nicht durch das Objektiv limitiert wird, sondern durch die Bildauflösung der Kamera. Und es kommt noch schlimmer: Das Bild ist jetzt unterm Strich sogar noch unschärfer.


Beispieltext aus dem Nistkasten mit gängiger Höhe: Da dem Text mehr Pixel zur Verfügung stehen, ist er trotz der vom Objektiv verursachten Unschärfe gerade noch lesbar



Beispieltext aus dem höher gebauten Nistkasten: Wegen der zu geringen Auflösung ist der Text kaum noch lesbar


Hier ist es also tatsächlich besser, wenn man sich das zusätzliche Material für einen höheren Kasten spart und die durch das Objektiv verursachte Unschärfe in Kauf nimmt. Details sind trotz dieser Unschärfe immer noch besser erkennbar, als in einem höher gebauten Nistkasten mit verkleinerter Darstellung und „Pixelbrei“.

2. Das Objektiv der Kamera verschmutzt schneller aufgrund des natürlichen Vorhandeinseins von Vogelmilben in Nistkästen


Das ist ein typisches Problem vor allem in kleineren Nistkästen wie Meisenkästen. Bei Kameras in Nistkästen, in denen gebrütet wurde und Jungtiere flügge geworden sind, fällt spätestens zum Ende der Brutsaison im Zuge der jährlichen Reinigung die meist stark ausgeprägte Verschmutzung des Objektivs auf, das von einem hartnäckigen Schmutzschleier überzogen ist.

Doch das Problem macht sich in der Regel schon viel früher bemerkbar, weil das Kamerabild immer milchiger und unschärfer wird und im wahrsten Sinne die Freude trübt.


Typische durch Vogelmilben verursachte Verschmutzung einer Kamera im Nistkasten mindert Bildschärfe und Kontraste


Der Grund für die Verschmutzung sind winzige Vogelmilben, die sich natürlicherweise im gesamten Nistkasten ausbreiten und so auch immer wieder über das Objektiv krabbeln. Dadurch verteilen sie im Laufe der Zeit Schmutz und Fette vom Gefieder auf der Linse, die immer trüber wird. Hinzu kommt, dass von den Vögeln aufgewirbelter Staub wegen des klebrigen Schmutzfilms auf der Linse haften bleibt, wodurch weitere Trübung entsteht.

Einen ausführlichen Bericht dazu finden Sie in einem extra Blog-Beitrag: 5 Tipps, wie Sie Objektiv-Verschmutzung in Nistkästen reduzieren

Bei Kameras in Nistkästen empfiehlt es sich, eine Kamera mit einem speziellen Barriere-Ring aus PTFE für Vogelnistkästen zu verwenden. Der Ring ist so glatt, dass Milben daran keinen Halt finden. Da Vogelmilben weder fliegen noch springen können, wird so das Erreichen des Objektivs und damit einhergehende Verschmutzung verhindert.


Mit einem speziellen Barrierering wird die Verschmutzung des Objektivs durch Milben auf ein Minimum reduziert (Vogelmilben vergrößert dargestellt)


Auch die Verwendung eines Holzbeton-Nistkastens kann dem Problem entgegenwirken. Das atmungsaktive und klimaregulierende Material kann sich bereits im Vornherein günstig auswirken, indem sich Milben-Populationen weniger stark vermehren, was nicht zuletzt auch den Vögeln zugute kommt.

3. Die Montage der Kamera im beengten Innenbereich kann schwierig sein


Auch dieser Aspekt sollte nicht unbeachtet bleiben. Wer seinen Nistkasten selbst baut, hat es hier wesentlich leichter, weil die Kamera bzw. die Kamera-Halterung schon befestigt werden kann, noch bevor der Nistkasten komplett zusammengesetzt wird.

Die Montage der Kamera ist vor allem dann ein Thema, wenn man einen fertig gekauften Nistkasten selbst mit einer Kamera ausrüsten möchte. Denn in der Regel liegt die Position der Kamera deutlich über dem Einflugloch, was die Montage schwierig machen kann, da man diese Stelle mit einem gewöhnlichen Schraubendreher oft nur schlecht erreichen kann.

Abhilfe kann hier eine spezielle Kamera-Halterung für Nistkästen schaffen. Der Befestigungspunkt der Halterung kann auf der selben Höhe wie das Einflugloch liegen, wodurch die Montage deutlich leichter ausfällt. Die Halterung kann einfach mit dem Schraubendreher durch das Einflugloch befestigt werden. Die Position der Kamera selbst liegt später aber dennoch über dem Einflugloch. Praktisch ist das vor allem bei Nistkästen, die seitlich geöffnet werden oder deren Front sich nicht komplett öffnen oder entfernen lässt.


Spezielle Kamera-Halterung für Nistkästen, die die Befestigung der Kamera auf Höhe des Einfluglochs ermöglicht


Natürlich bringt man die Kamera auch ohne eine spezielle Halterung meistens schon irgendwie fest, z.B. indem man einfach ein Loch in den Standfuß bohrt und die Kamera dann mit einer Schraube durch den Standfuß schräg von unten befestigt.

Allerdings lässt sich die Kamera so nicht ohne Werkzeug herausnehmen, um sie leichter reinigen zu können. Auch die Einbauhöhe lässt sich nicht variieren, ohne die Kamera abzuschrauben und die Schraube an anderer Stelle erneut hineinzudrehen.

Ebenfalls eine beliebte Lösung zum Befestigen der Kamera sind Nistkästen mit ausgesparter Zwischendecke, auf der dann oben die Kamera aufliegt und auf der Zwischendecke fixiert wird.

Obwohl das auf den ersten Blick recht elegant erscheint, ist es tatsächlich aber keine gute Idee – was sich spätestens nach einer ersten erfolgreich beendeten Brut offenbart. Die Kamera verschmutzt wegen der Vogelmilben so noch viel schneller, als wenn sie an nur einem Punkt z.B. an der Rückwand befestigt wird.

Darüber hinaus ist die Kamera so von unten nur schlecht oder gar nicht erreichbar, z.B. um kleine Korrekturen am Blickwinkel vorzunehmen. Oft muss dann der komplette Nistkasten abgehängt und/oder geöffnet werden, um an die Kamera zu kommen.


Liegt die Kamera auf einer Zwischendecke auf, verschmutzt das Objektiv besonders schnell: Der Weg von mehreren Seitenwänden über die Zwischendecke zum Objektiv ist für Milben besonders einfach und kurz (Vogelmilben vergrößert dargestellt)


Eine ausführlichere Erklärung dazu finden Sie im Blog-Beitrag: 5 Tipps, wie Sie Objektiv-Verschmutzung in Nistkästen reduzieren


Und was ist mit der Infrarot-Beleuchtung bei Dunkelheit?


Kein Problem. Wir haben seit 2015 Erfahrungen mit Kamera-Nistkästen und es sind uns bislang keine Hinweise bekannt, dass Vögel alleine durch die Infrarotbeleuchtung bei Dunkelheit gestört oder beeinträchtigt wurden. Auch nicht bei Infrarot-LEDs, die für das menschliche Auge noch schwach rötlich sichtbar sind.


Ungestört schlafende Kohlmeise bei IR-Licht mit 850 nm Wellenlänge, für das menschliche Auge noch schwach rötlich sichtbar


Zwar kommt es ab und zu vor, dass Vögel die Kamera gründlich begutachten und auch daran herumpicken. Aber das tun sie auch dann, wenn die IR-Beleuchtung aus ist. In der Regel akzeptieren Vögel eine Kamera im Innenraum problemlos oder gewöhnen sich schnell daran.

Die einzigen Bedenken, die es im Zusammenhang mit Infrarot-Beleuchtung gibt, ist die Verwendung einer Outdoor-Kamera, die für den Außenbereich und auf möglichst weite Sicht auch bei Dunkelheit ausgelegt ist. Solche Kameras haben oft sehr starke Infrarot-Scheinwerfer, deren Licht 30 Meter oder noch weiter reichen kann – also genau das Gegenteil von dem, was in einem Nistkasten erwünscht ist.

Das wäre sprichwörtlich mit (Photonen-)Kanonen auf Spatzen geschossen ... Deshalb würden wir davon abraten, eine solche Kamera im Nistkasten zu verwenden, um sicherzugehen, dass durch die hochkonzentrierte Infrarotstrahlung die Augen der Vögel nicht geschädigt werden. Zudem können höhere Temperaturen entstehen, die für den Nachwuchs schnell gefährlich werden können.

Wenn es etwas gibt, was Vögel manchmal irritieren kann, dann ist es viel mehr das Geräusch, das während des Ein- und Ausschaltens der IR-LEDs hörbar ist. Genauer gesagt handelt es sich dabei um die Umschaltung zwischen Tag-Modus ohne IR-Beleuchtung mit Bildern in Farbe und Nacht-Modus mit Infrarot-Beleuchtung und Bildern in Graustufen.

Wodurch entsteht das Geräusch beim Ein- und Ausschalten der IR-LEDs?


Im Gegensatz zum menschlichen Auge kann der Bildsensor der Kamera auch noch den Infrarotanteil im Lichtspektrum „sehen“. Das hat allerdings den Nachteil, dass tagsüber durch dieses „erweiterte Sichtspektrum“ die Farbwiedergabe verfälscht wäre, weil das natürlich vorhandene Infrarotlicht mit einfließt. Dadurch werden die „Echtfarben“ der Bilder überlagert und verfälscht. Das Kamerabild erscheint dann farbstichig rötlich-violett.


Aufnahme mit einer früheren Kamera ohne IR-Cut-Filter und ohne Objektivschutz durch einen Vogelmilben-Barrierering: Deutlich erkennbar ist der rötlich-violette Farbstich durch das Fehlen des Filters sowie die milchig-verschwommene Darstellung wegen des ungeschützten, inzwischen stark verschmutzten Objektivs


Um diesen Farbstich zu verhindern, wird im Tag-Modus mechanisch eine Filterscheibe („IR-Cut-Filter“) vor den Bildsensor bewegt, der den Infrarotanteil im Lichtspektrum herausfiltert. Dadurch werden die Farben wieder natürlich und korrekt abgebildet.

Bei Dunkelheit hingegen würde das Bild jetzt trotz eingeschalteter Infrarot-Beleuchtung dunkel bleiben, weil das Infrarotlicht nahezu komplett weggefiltert wird. Deshalb muss der Filter jetzt wieder mechanisch vom Sensor wegbewegt werden, was mit dem typischen „Klack“-Geräusch einhergeht, das auch haptisch spürbar ist.


Vereinfachte Darstellung einer klassischen Kamera-Optik: Oben einzelne Pixel des Bildsensors mit jeweils einem vorgelagerten Farbfilter für Rot, Grün und Blau auf Sensorebene sowie ein beweglicher IR-Cut-Filter zwischen Objektiv und Bildsensor, der den Infrarotlicht-Anteil für verbesserte Farbwiedergabe im Tag-Modus herausfiltert


Völlig geräuschlose Umschaltung ist derzeit noch nicht kompromisslos möglich


Wird Wert auf gute Farbbildqualität gelegt und soll auch während der Nacht das Geschehen erkennbar sein, ist uns (bislang) leider keine wirklich kompromisslose Alternative bekannt, wie sich dieses Geräusch komplett vermeiden lassen könnte.

Zwar gab oder gibt es Kameras, die geräuschlos umschalten können, indem der mechanisch bewegte IR-Filter einfach fehlt oder deaktiviert ist. Dies wird jedoch (bislang) teuer erkauft durch geschmälerte Farbbildqualität. Eine nachträgliche Bildkorrektur per Software bringt wegen der Farbüberlagerungen durch das Infrarotlicht bislang (Stand: 29.09.2024) leider nicht die Ergebnisse, wie sie ein „echter“ Farbfilter liefern könnte. Doch dank KI könnten hier in Zukunft auch rein softwareseitig noch bessere Ergebnisse zu erwarten sein.

Einige weitere Ideen


Spezieller Bildsensor


Vielleicht gibt es (irgendwann) einen speziellen Bildsensor, bei dem jeder einzelne Pixel mit einem eigenen „Mikro-IR-Cut-Filter“ versehen ist bzw. RGB-Pixelgruppen mit einem eigenen „Mikro-IR-Cut-Filter“ versehen sind und neben regulären RGB-Pixeln mit Filter jeweils noch zusätzliche Pixel ohne Filter für das Infrarotlicht direkt auf dem Sensor angeordnet sind. Dann könnte die Umschaltung elektronisch und geräuschlos auf Sensorebene geschehen.

Vereinfacht ausgedrückt: Sowohl Pixel, die so sehen wie ein Mensch als auch Pixel für die Nachtsicht auf einem Sensor, zwischen denen elektronisch hin- und hergeschaltet werden könnte.


Vereinfachtes Schema eines spezieller Bildsensors mit den üblichen RGB-Pixelgruppen mit Farbfiltern auf Sensorebene und zusätzlichem IR-Cut-Filter ebenfalls auf Sensorebene sowie zusätzlichen Pixeln ohne Farbfilter für IR-Licht


Fraglich bleibt, ob oder zu welchen Kosten das technisch machbar wäre, weil die Nische von Kameras für Nistkästen zu klein wäre, als dass sich dieser nicht unbeträchtliche Entwicklungsaufwand lohnen würde. Von Nachteil könnte auch sein, dass durch die zusätzlichen Pixel die gesamte Pixeldichte und somit auch die Bildauflösung bei gleicher Sensorgröße geringer wäre als bei einem herkömmlichen Sensor. Darunter dürfte dann auch die Lichtempfindlichkeit leiden, was wiederum einen größeren Sensor und vielleicht auch ein anderes (größeres, teureres) Objektiv erfordern würde. Denkbar wäre aber, dass stattdessen auch alle Pixel gleichzeitig genutzt werden und das korrekte Bild dann softwareseitig zusammengerechnet wird.


Doppelkamera


Wesentlich einfacher machbar und schon jetzt denkbar wäre aber eine Kamera mit 2 Sensoren und 2 Objektiven direkt nebeneinander angeordnet, zwischen denen lautlos elektronisch hin- und hergeschaltet werden kann.

Eine Kamera-Einheit mit fest installiertem, unbeweglichen IR-Cut-Filter ist für den dauerhaften Tag-Modus ausgelegt, die andere Kamera-Einheit ohne Filter für den dauerhaften Nacht-Modus. Der Nachteil jedoch wäre, dass der Aufwand bei der Herstellung quasi doppelt so hoch wäre – und die Kamera dann auch ungefähr das Doppelte kosten dürfte. Und es wäre auch der doppelte Aufwand für die korrekte Fokus-Einstellung nötig, weil an zwei Objektiven gedreht werden müsste.



Kamera mit Doppel-Optik: Eine Optik für dauerhaften Tag-Modus, eine weitere Optik für den dauerhaften Nacht-Modus


Derzeit scheint also immer noch die beste und günstigste Lösung zu sein, ein leichtes Geräusch bei der Umschaltung in Kauf zu nehmen.

Schreiben Sie gerne in die Kommentare, welche Erfahrungen Sie zwecks der Umschaltung zwischen Tag- und Nacht-Modus haben oder wenn Sie noch weitere Ideen haben.


5 Möglichkeiten, wie Sie mit dem Geräusch bei der Umschaltung zwischen Tag- und Nacht-Modus umgehen können


Standardmäßig ist bei den meisten Kameras der Automatikmodus mit Helligkeitssensor voreingestellt. Nimmt die natürliche Helligkeit ab und wird eine bestimmte Schwelle unterschritten, schaltet die Kamera automatisch in den Nacht-Modus. Allerdings hat das bei in Nistkästen eingebauten Kameras den Nachteil, dass die Kamera auch tagsüber unerwünscht umschaltet, wenn zum Beispiel ein Vogel am Einflugloch sitzt oder wenn die Sonne durch Wolken verschattet wird.

Abhängig von den Wetterbedingungen bzw. der Jahreszeit, der Größe des Einfluglochs und dem Ort der Anbringung des Nistkastens kann es dann passieren, dass es umgekehrt im Nistkasten nie hell genug wird, dass der Helligkeitssensor das Tageslicht erkennt. Die Kamera bleibt dann immer im Nacht-Modus, sofern keine manuelle Umschaltung erfolgt.

Im Folgenden einige Vorschläge, wie Sie dem "Umschalt-Problem" begegnen können:


  • Dauerhafte Modi (unsere Empfehlung):
    Während der „hellen“ Jahreshälfte im Frühjahr und Sommer kann die Kamera dauerhaft im "Tag-Modus" ohne Beleuchtung bleiben. Die Tage sind jetzt heller und länger und das Geschehen ist mit dem natürlichen Lichteinfall gut erkennbar. Einige moderne Kameras sind inzwischen so gut, dass schon geringe Restlichtmengen für gute Farbbilder ausreichen. Und nachts bei völliger Dunkelheit passiert in der Regel ohnehin nicht viel, wenn der Nistkasten an einer vor Nesträubern geschützten Stelle angebracht ist: Die Vögel schlafen friedlich. So werden die Vögel zu keinem Zeitpunkt beeinträchtigt oder gestört.

    Wenn man allerdings auch nachts sehen möchte, was genau passiert, dann wäre es wohl am besten, die Kamera dauerhaft im Nacht-Modus laufen zu lassen. Allerdings erscheint das Bild dann auch tagsüber in Graustufen. Wer das nicht möchte, kann auf einen günstigen Zeitpunkt warten, wenn die Vögel gerade unterwegs sind, um die Kamera dann manuell auf Tag-Modus zu stellen. Allerdings ist das relativ umständlich und spätestens nach dem Schlüpfen der Jungvögel gibt es ohnehin keinen Zeitpunkt mehr, zu dem der Nistkasten gänzlich unbewohnt ist. Spätestens dann sollte man sich festgelegt haben auf dauerhaften Tag-Modus oder dauerhaften Nacht-Modus.

    Während der "dunklen" Jahreshälfte im Herbst und Winter hingegen kann die Kamera dauerhaft im "Nacht-Modus" bleiben. Der Nistkasten ist jetzt in der Regel (wieder) leer und es bleibt so kein Besuch und kein potenzieller Übernachtungsgast unbemerkt. Zudem funktioniert dann auch die Bewegungserkennung zuverlässiger, weil es keine Fehlauslösungen durch Verschattungen gibt, z.B. wenn Wolken an der Sonne vorbeiziehen.

  • Kamera einfach im Automatikmodus belassen:
    Zwar schauen manche Vögel bei den ersten Begutachtungen oft etwas skeptisch oder verharren einige Zeit. Doch meist gewöhnen sich die Vögel relativ schnell an das Geräusch, bis es sie irgendwann überhaupt nicht mehr interessiert. Doch natürlich kann nie ganz ausgeschlossen werden, dass es auch Ausnahmen gibt und Vögel möglicherweise abgeschreckt werden.

  • Zeitgesteuerte Umschaltung:
    Sofern diese Funktion in der App vorhanden ist, kann die Umschaltung zu festgelegten Zeiten erfolgen. So ist zumindest garantiert, dass es pro Tag nur zwei Umschaltungen gibt – eine morgens, eine abends. Allerdings ist es sehr unwahrscheinlich, dass stets zu den Zeiten der Umschaltung nie ein Vogel anwesend ist ...

  • Man verwendet eine Kamera mit geräuschloser Umschaltung
    und nimmt die schlechtere Farbbildqualität in Kauf. Ob allerdings ein „schlechtes Farbbild“ oder ein „gutes dauerhaftes Graustufenbild“ besser oder schlechter für einen ist, muss jeder für sich selbst entscheiden.

  • Man verwendet 2 Kameras,
    z.B. des selben Herstellers und Typs, sofern sie beide zusammen von der Größe in den Nistkasten hineinpassen. Die eine Kamera lässt man dauerhaft im Tag-Modus, die andere dauerhaft im Nacht-Modus laufen. In der App können in der Regel mehrere Kameras gleichzeitig verwaltet werden und man kann dann die jeweils gewünschte Ansicht aufrufen.

Was man noch berücksichtigen sollte


Nach Unterbrechung der Stromzufuhr kommt es bei Wiederkehr der Stromversorgung während des Hochfahrens der Kamera in der Regel ebenfalls zu dem Umschaltgeräusch.

Der Grund dürfte sein, dass sich während des stromlosen Zustands der Kamera z.B. durch Transport oder andere Erschütterungen die Position der Filterscheibe verändert haben könnte. Deswegen wird die Filtermechanik beim Hochfahren angesteuert, um den Filter wieder in eine definierte Stellung zu bringen.

Am besten lässt man die Kamera dauerhaft laufen. So funktionieren auch Bewegungserkennungen und/oder Videoaufzeichnungen auf SD-Karte lückenlos und zuverlässig.

Am Ende muss jeder für sich selbst entscheiden, was einem lieber ist: Von Anfang an die Vögel an das Geräusch gewöhnen lassen oder alternativ gewisse Umstände bzw. Nachteile in Kauf nehmen.

Wenn Sie eigene Ideen, Erfahrungen oder weitere Anregungen zu diesem Thema haben, hinterlassen Sie gerne einen Kommentar.

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