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Wer schon einmal mit einer Kamera im Nistkasten eine erfolgreiche Aufzucht bis zum Ausflug der Jungvögel mitverfolgt hat, dem ist es sicherlich schon aufgefallen: Das Kamerabild wird im Laufe der Zeit immer unschärfer und milchiger.

Vor allem dann, wenn die Jungvögel ihr Gefieder entwickeln, nimmt die Bildqualität oft deutlich ab.

Der Grund für die Qualitätseinbußen offenbart sich im Zuge der jährlichen Reinigung des Nistkastens: Die Kameralinse ist stark verschmutzt.


Der charakteristische Schmutzfilm auf dem Objektiv von Kameras in Nistkästen mindert Bildschärfe, Kontraste und Detailreichtum


Kein Problem, könnte man meinen, wird die Kamera für die nächste Saison einfach noch ein Stück höher platziert. Auch der Einbau einer Zwischendecke, hinter der die Kamera samt Objektiv „versenkt“ werden kann, scheint vielversprechend.

Doch auch diese Versuche schlagen fehl. Sogar das Gegenteil vom gewünschten Ergebnis kann der Fall sein: Das Phänomen der rätselhaften Verschmutzung bleibt weiterhin bestehen oder verschlimmert sich sogar. Auch dann, wenn die Vögel selbst die Kamera gar nicht berühren oder berühren können.

Der Grund sind winzige Vogelmilben, die im Gefieder der Vögel gedeihen. Dies ist ganz natürlich und in der Regel kein Grund zur Sorge.

In konventionellen Nistkästen ohne Kamera bekommt man davon auch selten etwas mit. Höchstens bei der Reinigung sieht man beim Ausräumen der Nestrückstände das eine oder andere verbliebene kleine Tierchen umherkrabbeln.

Bei Kamera-Nistkästen werden Milben oft zum Problem


Die winzigen Parasiten verbleiben nicht nur im Gefieder der Vögel, sondern gehen im gesamten Nistkasten auf Wanderschaft. So krabbeln sie auch immer wieder über das Kamera-Objektiv. Vor allem nachts bei aufmerksamer Beobachtung als winzige verschwommene Schatten erkennbar, die immer wieder das Bild durchkreuzen.

Dadurch verteilen sie Fette vom Gefieder der Vögel und anderen Schmutz nach und nach auf der Linse, die immer trüber wird.

Obendrein hinzu kommt, dass aufgrund dieses klebrigen Schmutzfilms von den Vögeln aufgewirbelte Stäube aus zerriebenem Nistmaterial, feinen Federteilen und Hautschuppen auf der Linse haften bleiben.

Am Ende lässt sich dieser hartnäckige Schmutzbelag nur durch eine intensivere Reinigung entfernen, was in der Regel erst dann möglich ist, wenn die Vögel ausgeflogen sind – wenn es also längst zu spät ist.

Vor allem Objektive von Kameras, die direkt auf einer Zwischendecke aufliegen, sind besonders stark betroffen. So elegant diese Lösung auf den ersten Blick erscheint – auf den im wahrsten Sinne des Wortes zweiten Blick zeigt sich, dass gut gemeint tatsächlich nicht immer gut ist.


Liegt die Kamera auf einer Zwischendecke auf, ist das Objektiv besonders stark exponiert: Der Weg von mehreren Seitenwänden über die Zwischendecke zum Objektiv ist für Milben besonders einfach und kurz (Vogelmilben vergrößert dargestellt)



5 Tipps, wie Sie Objektiv-Verschmutzung in Nistkästen reduzieren



  • Verzichten Sie auf eine Zwischendecke,
    auf der die Kamera direkt aufliegt

  • Befestigen Sie die Kamera an nur einem Punkt,
    zum Beispiel an der Rückwand und achten Sie darauf, dass die Kamera keine zusätzlichen Punkte berührt, wie etwa die Decke oder eine Seitenwand

  • Hängen Sie den Kamera-Nistkasten an einem schattigen Ort auf:
    Heizt sich der Nistkasten im Inneren zu stark auf, kann das nicht nur gefährlich für die Jungvögel werden, sondern auch förderlich für ein Klima sein, bei dem sich Milbenpopulationen besonders wohlfühlen und sich stärker vermehren

  • Verwenden Sie einen Kamera-Nistkasten aus Holzbeton:
    Der klimaregulierende Effekt in Holzbetonkästen kann im Vornherein dazu beitragen, dass sich Milben weniger stark vermehren

  • Verwenden Sie eine Kamera mit Milben-Barrierering:
    Durch den Ring wird verhindert, dass Vogelmilben das Objektiv erreichen können



Die ganze Geschichte


2015 zu Beginn starteten wir mit Kamera-Nistkästen mit Zwischendecke und darin eingelassener WLAN-Kamera. Technik und Brutraum waren „sauber“ voneinander getrennt. Es sah gut aus, es mutete elegant an. Eine „cleane“ Lösung, die gut ankam.


Kamera-Nistkasten mit Zwischendecke


Relativ schnell wunderten wir uns über die ausgeprägte Verschmutzung der Linse


Nicht zuletzt auch wegen der Kundenzuschriften mit der Frage, was man gegen die Verschmutzung tun könne ..?

Doch über gut gemeinte Tipps zur schonenden Reinigung der Linse hinaus hatten wir zu diesem Zeitpunkt keine wirklich zufriedenstellende Lösung parat, um dieses Problem im Vornherein zu verhindern.

Also wollten wir der Sache auf den Grund gehen und starteten Langzeitbeobachtungen mit ununterbrochener Videoaufzeichnung, um den „Übeltäter“ auf frischer Tat zu ertappen.

Bereits aufgefallen war uns, dass die Sicht nur dann trüb wurde, wenn es im Nistkasten Nachwuchs gab. Also gerade dann, wenn es interessant wird, wenn es (endlich) ordentlich was zu sehen gibt und viel los ist im Nistkasten. In dieser Phase, in der Vögel immer anwesend sind, verbietet sich jeder Einriff, um das Objektiv zu reinigen.

Objektive von Nistkästen, in denen es weniger zu sehen gab, in denen nicht gebrütet wurde, in denen keine Jungvögel geschlüpft sind oder die nur im Winter zur Übernachtung genutzt wurden, blieben hingegen weitestgehend verschont von Verschmutzungen und damit einhergehend trüber Sicht.

Die Verschmutzung nahm immer dann am stärksten zu, wenn die Jungvögel ihre Federn entwickeln und dann auch beginnen, im Nistkasten zu flattern, um sich mit „Trockenflugübungen“ für den späteren Ausflug vorzubereiten.

Doch erstaunlicherweise gab es keine Hinweise darauf, dass die Vögel die Linse dabei nennenswert berührten. Maximal vereinzelt eine Flügelspitze, die kurz über das Objektiv streift. Trotzdem konnten wir nicht nachvollziehen, warum der dabei aufgewirbelte trockene Staub so hartnäckig am Objektiv haften blieb ...

Es musste noch einen anderen Grund für die Verschmutzung geben


Und in der Tat – die „Übeltäter“ waren wirklich unscheinbar und winzig. Doch dafür umso öfter! Vor allem nachts mit Infrarotsicht waren immer wieder kleine verschwommene Schatten erkennbar, die über das Kamerabild wanderten. Und zwar nahezu im Minutentakt!

Da hatten wir es: Vogelmilben!

Nachts gehen Vogelmilben naturgemäß auf Wanderschaft, um sich neue Wirte zu suchen. Es passiert also überwiegend sprichwörtlich über Nacht, dass das Objektiv so zugerichtet wird.

Eine einfache Verbesserungs­maßnahme war der Verzicht auf eine Zwischendecke


Kameras haben wir seitdem nur noch an einem Punkt an der Rückwand der Nistkästen befestigt, ohne dass die Kamera zusätzliche Punkte wie zum Beispiel die Decke berührt. Sieht vielleicht nicht ganz so schön aus, doch wenn der Kasten erst mal hängt, sehen wir das Kamera-Innenleben abhängig von der Einfluggröße meist ohnehin kaum noch. Und Vögel haben die Raumästhetik betreffend in der Regel keine gar zu hohen Ansprüche.


Durch die Zugänglichkeit von nur einer Seite von nur einem Punkt aus erreichen Milben weniger häufig das Objektiv (Vogelmilben vergrößert dargestellt)


Da Milben nicht fliegen oder springen können, kann die Kameralinse jetzt nur noch von einer Seite erreicht werden. Und von dieser einen Seite auch nur noch von einem Punkt aus, statt wie zuvor mit Zwischendecke von allen vier Seiten von der jeweils gesamten entlanglaufenden Kante aus. Alleine dadurch ergibt sich bereits deutlich weniger „Verkehrsaufkommen“ auf dem Objektiv.

Wer es innen dennoch „schön“ haben und nicht auf eine Zwischendecke verzichten will, sollte die Kamera so montieren (zum Beispiel an nur einem Punkt an der Rückwand), dass sie etwas über der Zwischendecke hängt und sie nicht berührt. Zu bedenken ist jedoch, dass der Blickwinkel der Kamera, abhängig von der Größe des Ausschnitts in der Zwischendecke, von unten gar nicht oder nur umständlich eingestellt werden kann. Eine Zwischendecke kann sich schnell als großer Nachteil erweisen, wenn später „mal schnell“ Korrekturen nötig sind oder zum Beispiel eine SD-Karte nachgerüstet oder gewechselt werden soll.

Deshalb unsere Empfehlung: Weg damit! So bleibt die Kamera viel leichter zugänglich.

In großen Nistkästen, wie bei Falken- oder Eulenkästen, reicht die Befestigung an einem Punkt in der Regel aus und es sind keine weitere Maßnahmen nötig, weil sich Vogelmilben durch die wesentlich größere Innenfläche des Innenraums viel weiter verlaufen können und weniger oft auf die Kamera und das Objektiv treffen.

Doch in kleineren Nistkästen, so wie viele gängige Nistkästen wie etwa Meisenkästen beschaffen sind, war das Problem noch immer ausgeprägt und noch nicht zufriedenstellend gelöst.

Die beste Kamera mit der höchsten Auflösung ist nicht mehr die beste Kamera, wenn das Objektiv verschmutzt ist


Ideal wäre, wenn im Vornherein verhindert wird, dass Vogelmilben die Objektivlinse überhaupt erreichen können.

So haben wir nach insgesamt zwei Jahren Tests und Optimierungsarbeit einen speziell beschichteten Barrierering aus PTFE – dem selben Material wie bei Antihaft-Pfannen – entwickelt, mit dem die von uns angebotenen Kameras seither ausgerüstet werden.


Durch die Zugänglichkeit von nur einer Seite und einen speziellen Barrierering wird die Verschmutzung des Objektivs durch Milben auf ein Minimum reduziert (Vogelmilben vergrößert dargestellt)


Auf der Oberfläche des Rings finden Vogelmilben keinen Halt, rutschen beim Versuch, den Ring zu überqueren, einfach ab und können die Linse nicht erreichen.

So gelangen kaum noch durch Milben verursachte Verunreinigungen auf die Linse und aufgewirbelte Stäube haften an der Linse weniger an. Der Verschmutzungsgrad des Objektivs über den gesamten Belegungszeitraum hinweg ist signifikant reduziert.


Klare Sicht mit unverschmutzt gebliebenem Objektiv



Kommentare (1)
  • Jan
    Interessanter Beitrag! Ich habe jetzt einen Holzbetonkasten ( "Cam Ready") bei euch gekauft und eine "normale" Hikam S6 darin. Ich hoffe erst mal, dass unsere Blaumeisen brüten. Ist ja noch etwas Zeit bis zum Frühjahr! :-)

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